SOMMERPAUSEN-TALK VOL. 7 MIT MATTHIAS PUCHTA

Der Sommerpausentalk mit Matthias Puchta wurde von Timo Simmen – zweiter Abteilungsleiter & Manager Jugend TuS Steißlingen Abt. Handball – durchgeführt.

NameMatthias Puchta
SpitznameMatze
WohnortHänigsen (Niedersachsen)
Ehem. Rückennummer16
Jahre beim TuS1989-1999

Hallo Matthias, lange her… kannst du dich noch an deine letzte Saison in Blau / Weiss erinnern? Erzähl mal:

Meine letzte Saison ist mir noch sehr präsent. Meinem VWL-Professor wahrscheinlich auch😊

Traktor-Korso durch Steißlinger nach dem gelungenen Aufstieg

1999 spielten wir in der Relegation um den Aufstieg in die Oberliga und krönten die Saison mit dem Aufstieg. Der Feier-Korso auf dem Trecker durch das Dorf ist sicherlich unvergessen. Ebenfalls die Gastfreundschaft der Steißlinger, bei welchen der Jubelzug spontan an der Tür klingelte um nach Nachschub zu fragen. Nach Tagen der Feierlichkeiten hat mich Ralf Bichsel dann nach Ravensburg gebracht. Pünktlich um mit Pokal in der Hand, blau-weißer Fahne und einem lustigen Lied auf den Lippen die Vorlesung zu stürmen……

In dieser Saison spielten wir einen tollen Handball. Jedes Spiel vor einer tollen Kulisse. Besonders die Spiele in der Relegationsrunde waren da ein Highlight. Damals war mit der zweiten Mannschaft aus Willstätt auch ein Hochkaräter im Rennen, der am Ende die halbe erste Mannschaft zu uns schicken musste, um im Mindlestal bestehen zu können. 

Zeitungsartikel zum Aufstiegsrunden-Spiel – Saison 1998/1999

Du warst ja einer aus der Stockacher Talentschmiede: Stefan Gröber, Christian «Yeti» Korb und Sebastian Seitner… wie kamst du denn damals zum TuS? Hat da Lothar Dumitru was damit zu tun?

Lothar war in Stockach unser Trainer und hat damals eine B-Jugend auf die Beine gestellt. Ich habe auch erst in der B-Jugend mit dem Handballspielen begonnen, durfte aber gleich in meinem zweiten Jahr in der Auswahl vorspielen. Als dann die Entscheidung anstand, dass es in Stockach mit der A-Jugend nicht weitergehen sollte, hatte ich mich schon wieder auf die Suche nach einem neuen Sport gemacht. Dann klingelte plötzlich bei uns zu Hause das Telefon und ich kann mich noch gut an das Gesicht meiner Mutter erinnern, als sich die Polizei bei uns meldete.

Franz Stehle hat bei uns angerufen und war der Meinung, dass es doch eine gute Idee sei mal beim TuS vorzuspielen. Das habe ich dann gemacht und bin hängen geblieben.

Damals hatte ich das Glück und Privileg in diese unfassbar starke Mannschaft zu kommen, welche mich gleich sehr gut aufgenommen hat.

Matthias im Dress der TuS A-Jugend mit Trainer & Förderer Franz Stehle – Saison 1989/1990

Was viele nicht wissen, du kommst aus einer grossen Handballfamilie, war der Ursprung nicht in der Ortenau?

Ja, handballerisch ist der eine oder andere schon mal aktiv gewesen. Mein Vater war Torhüter, mein Onkel war Torhüter und sein Sohn – mein Cousin – ebenfalls. Spannenderweise beide in Helmlingen.

Beim Skandalspiel in Radolfzell gegen Helmlingen – welches abgebrochen wurde – stand auf beiden Seiten ein Puchta im Tor.

Mein Schwiegervater ist ein alter Handballer, meine Frau ebenfalls. Und jetzt feiern und leiden wir mit Hannes (Matthias Sohnemann) Mannschaft. Das Interesse ist also sehr hoch, und zum Leidwesen von Hannes hat natürlich besonders nach verlorenen Spielen jeder einen «guten Ratschlag»

Matthias in seiner Debüt-Saison bei den Herren I zusammen mit unserem Sommer-Pausen-Gesprächspartner – Achim Riedle (Vol. 6)

Vom FX Ruch, BA Studium in Ravensburg, nach Hamburg zu Tchibo und heute ein Elektromeister und Geschäftsführer von Elektro Denecke. Über Umwege zur Berufung? Wie kam es dazu?

Das ist eine sehr gute Frage. Manchmal stelle ich mir auch diese Frage. Als sich das Studium dem Ende näherte, stellte sich für Bianca und mich die Frage, wie es privat und beruflich für uns weitergehen könnte. Für Bianca stand ein Angebot im Raum, für die EXPO 2000 in Hannover zu arbeiten.

Da war uns beiden klar, dass dies nur schwer zu toppen war. Also fassten wir den Entschluss, den Weg in den hohen Norden einzuschlagen. Biancas damalige Firma war damals in Hamburg. Also war das Ziel schnell klar. Ich habe dann bei MAX BAHR, einer Baumarktkette angeheuert und im Marketing gearbeitet. Als diese dann an Praktiker verkauft wurde, erhielt ich die Möglichkeit bei TCHIBO anzufangen. Toller Arbeitgeber, tolle Aufgabe, also eine runde Sache.

Familie Puchta

Das Thema Elektriker stand aber über die Zeit immer mal wieder im Raum, da Biancas Eltern einen erfolgreichen Handwerksbetrieb geführt haben. Da Bianca als einziges Kind hier im Fokus stand, haben wir uns die Frage gestellt, was mit der Firma passiert, wenn wir uns gegen eine Nachfolge entscheiden. Wir haben dann den Weg gewählt, dass ich in der Firma einsteige und wir das Abenteuer wagen. Das war 2012. Mittlerweile sind wir angekommen, das Unternehmen läuft weiterhin sehr erfolgreich und wir schauen positiv in die Zukunft.

Charlotte und Hannes sind voll im Ort integriert und engagieren sich jeweils in ihren Vereinen.

Bianca hat sich mittlerweile als selbständige Pilates-Trainerin einen Traum erfüllt und gibt mehrmals die Woche Kurse. Tatsächlich stellen wir uns manchmal die Frage wie alles hätte anders kommen können……sind aber mit unserem Weg sehr glücklich.

Wir erinnern uns noch sehr gerne an Dich zurück. Handballerisch hast du die Jugend und die aktive Zeit bei uns verbracht.  Dein grösster Erfolg, mit der A-Jugend die Südbadische Meisterschaft im Jahre.

In der Saison 90/91 konnten wir diesen Titel erringen. Wirklich eine tolle Erfahrung, da auch die Saison aussergewöhnlich war. Bei den Aktiven gab es dann ebenfalls viele tolle Erlebnisse. Auf und vor allem neben der Platte. Die Auswärtsfahrten auf dem 5er, die Heimspiele, die Clubheimpartys… Die Nächte in der WG, wenn man es mal wieder nicht zurück nach Stockach oder Ravensburg geschafft hat. Natürlich zählten dann auch die Mannschaftsausflüge nach Italien dazu. Ich bekomme noch heute eine Gänsehaut, wenn ich an unsere See-Überfahrt im Tretboot über den Lago di Como denke.

Mannschaftsabend der Herren I

Als Aktiver war H.P. Lüttin mein erster Trainer. Für einen jungen Spieler der ideale Einstieg. Im Tor hatte ich mit «Schlappi» (Sommerpausen Talk Vol. 2) und Timo Simmen zwei sensationelle Typen an meiner Seite von denen ich nicht nur handballerisch vieles lernen konnte. Zur damaligen Zeit sicherlich das best-aussehenste Torwart-Trio in Südbaden.  

Das best-aussehenste Torhürter-Trio in nicht gerade “unauffälligem” Farbton

Auch heute bist du noch dem Handball verbunden, was kam nach dem TuS? Man hat dich öfter in Callela gesehen… angeblich spielst du noch in der vierten Mannschaft?

Ja, der Handball hat mich auch im hohen Norden nicht losgelassen. Beruflich musste Bianca viel Zeit in Hannover verbringen. Also pendelte ich an den Wocheneden immer nach Hänigsen.

Hier habe ich dann etwas beim Training der Damen mitgemacht. Dabei hatten mich dann Spieler der Herren beobachtet und angesprochen. Ich hatte eigentlich keine Ambitionen einzusteigen, da mir klar war, dass ich unter der Woche nicht trainieren konnte.

Eines Tages war dann wohl Torhüter Nr. 1 verletzt und Torhüter Nr. 2 nicht da. Dann wurde ich angesprochen ob ich helfen kann. Da konnte ich nicht nein sagen. Spielerisch hat das dann sehr gut gepasst und so bin ich dann in der Mannschaft hängen geblieben. Ein sympathischer Haufen mit welchem ich sehr viel Spaß hatte. Für mich war es ein ganz besonderer Moment als sich dann meine Friesen aus Hänigsen und der TuS Steißlingen in Callela getroffen haben.

Ich habe dann die Schuhe an den Nagel gehängt und versucht der Jugend etwas zurückzugeben.

Eine weibliche D-Jugend und auch die Mannschaft von meinem Hannes habe ich dann als Trainer betreut. In der letzten Saison durfte ich die Jungbullen unserer zweiten Herren begleiten.  

Vor zwei Jahren hatte sich dann auch eine vierte Herrenmannschaft gegründet. Da konnte ich nicht nein sagen. Mit den ganzen Alten haben wir dann unsere Liga aufgemischt und dem einen oder anderen Jungspunt den Nachmittag verhagelt. Das führte dann dazu, dass ich mich in der aktuellen, abgebrochenen Saison sogar in der ersten Mannschaft in der Landesliga festgespielt hatte…verrückt.  Aber der Körper merkt sich dann solche Späße sehr genau.

Wenn dann allerdings unser Fan-Block jubelt ist das Gefühl noch immer wie vor 25 Jahren…und Bianca sitzt natürlich gern bei den Spielerfrauen 🙂

Matthias mit “Spielerfrau” Bianca

Wohnen in direkter Nachbarschaft zum Bundesligaclub TSV Hannover Burgdorf, kann man dich dort sehen? Was macht Dein Sohn Hannes? Etwas Talent vom Vater und Mutter Bianca mitbekommen ?

Bei den Burgdorfern sind wir immer mal wieder in der Halle. Unser Hannes ist als Ordner bei den Recken immer ganz nah an den Stars und auf der Platte. Handballerisch ist Hannes unserem kleinen Verein treu geblieben. Nach einem kurzen Gastspiel im Tor spielt er mittlerweile auf der Rückraummitte und hat durchaus ein Händchen für den Sport…bei einer ziemlichen Kelle im rechten Arm.

Sohnemann Hannes mit Weltstar Uwe Gensheimer

Du hast viel in deinem Leben erreicht: eine toll Frau, tolle Kinder… nicht zu vergessen Charlotte, die eine Turn Trainer Lizenz besitzt. Du bist stellvertretender Bürgermeister und gratulierst bei Kaffee und Kuchen Jubilaren. Was führst du noch im Schilde? Hast du noch unerfüllte Träume?

Ich gehe die Dinge nach und nach an. Sicherlich gibt es insbesondere beruflich noch einige Ideen, die ich angehen möchte. Derzeit träume ich von jungen, motivierten Fachkräften, die Lust haben Elektriker zu werden.

In der hinter uns liegenden Corona-Phase haben wir uns für unsere TAFEL eingesetzt und Sammlungen organisiert. Der soziale Aspekt tritt mit zunehmenden Alter doch stärker in den Fokus. Wenn man sich in einem ruhigen Moment mal klarmacht, welches Glück man hatte, erscheint vieles in einem anderen Licht. Privat helfen Bianca und ich seit drei Jahren unserem Sheraz. Einem geflüchteten Pakistani, welcher als Minderjähriger ohne Familie bei uns gelandet ist. Nach langen Kampf mit den Behörden wohnt er nun in unserer Nähe und absolviert bei mir eine Ausbildung. Ich bin glücklich, dass in solchen Situationen Bianca an meiner Seite ist, da ich sicherlich an der einen oder anderen Stelle schon resigniert hätte. Sie ist hier mein moralischer Kompass und hält mir für die Zeiten, die ich bei 90. Geburtstagen bei Eierlikör und Schnittchen oder dem Ortsrat verbringe, den Rücken frei.

Alles Weitere lasse ich auf mich zukommen. Ich habe mich z.B. sehr darüber gefreut, dass ich dieses Jahr bei strahlendem Sonnenschein den 100. Geburtstag meiner Oma feiern konnte. Was ich mir mittlerweile auch schon erfüllt habe, war der Besuch der Dart WM in London……Unfassbares Ereignis. Das war so gut, dass wir das gleich mehrmals gemacht haben.

Schon damals hatte sich Matthias in “geselliger” Runde wohlgefühlt

Deine Mama Ursl, die wir ja alle vom Hugo kennen, wohnt ja noch in Steißlingen. Wann kommst du mal wieder und lässt Du dich dann auch mal wieder im Mindlestal blicken … versprochen!?

Mein Bruder ist öfters mal bei Euren Spielen und schwärmt mir immer davon vor. Das möchte ich auf alle Fälle in der kommenden Saison auch mal wieder machen … und einen Gin in der Halle (bei den Landfrauen) trinken.

Matthias mit Mama Ursl

Du warst mit mir live dabei – Champions League Finale des THW Kiel gegen SG Flensburg/Handewitt. Welches Trikot haben wir uns gekauft?

Tolles Erlebnis! Im Trikot von Christian Zeitz, mit einer Pausen-Show von DJ-Ötzi und einer Mega-Sause nach dem Spiel vor der Halle. Noch besser war allerdings unser Besuch beim HSV Handball.

Timo & Matthias im Dress des 3-fachen Champions-League-Siegers THW Kiel

Nach dem Spiel hatten wir beide uns «verirrt» und standen plötzlich in einem separaten Raum. Mit freien Getränken und Buffet. Nach und nach kamen dann alle HSV-Spieler in diesen Raum und wollten mit einigen VIPs feiern. Jogi Bitter stand damals auf der Bühne und hat eine kleine Rede gehalten. Das weiß ich noch so genau, weil er plötzlich das Wort direkt an Dich gerichtet hat, nach dem Du ununterbrochen «JOOOOOOOGI BITTER» in die Runde gerufen hast.

An diesem Abend hatten wir auch diese nette junge Dame kennengelernt und angesprochen. Auch das unvergesslich als plötzlich ihr Mann Bertrand Gille vor uns stand und er aus der Nähe ziemlich groß wirkte. War aber total nett und hat sich dann ja auch lang mit uns unterhalten.

Matthias und Interview-Moderator Timo Simmen mit dem ehemaligen HSV Kreisläufer Betrand Gille

6 kurze Frage, 6 schnelle Antworten: 

1. Dein bestes Spiel im TuS Trikot?

Ich glaube die Derbys gegen Ehingen und Meßkirch lagen mir immer ganz gut.

2. Wer ist dein TuS Allstar?

Handballerisch gab und gibt es viele phantastische Persönlichkeiten beim TUS. Für mich ist das Umfeld und die Macher hinter den Erfolgen in Steißlingen unvergessen. Auch damals schon. Das bemerkt man immer dann, wenn man mal bei anderen Vereinen hinter die Kulissen schaut.

3. Deine schönste Erinnerung an den TuS?

Jede einzelne Clubheim-Party… 

Auftritt der Herren I an einer der legendären Clubheim-Partys

4. TuS Steißlingen Handball ist für Dich?

Ein wichtiger Meilenstein in mein Leben.

5. Verfolgst du noch das Geschehen beim TuS?

Ich bin tatsächlich medial eng mit Euch verbunden und habe besonders den unfassbaren Weg der Damen verfolgt.

6. Hast du noch regelmässig Kontakt zu deinen ehemaligen TuS Kollegen?

Leider viel zu selten …

Achim Riedle & Matthias nicht nur auf dem Spielfeld eng verbunden

Matthias Teil des Torwart-Trios mit Ingo Korherr (links) und Christian Matten (rechts)

Da wurde beim Mannschaftshotel die Unterkunftskosten eingespart …

Hoch soll er Leben – Matthias trägt seinen Trainer Claus Ammann auf Händen

Aufstiegs-Haar-Frisur?!

Matthias & Armin Baumann (links)

Zeitungsartikel vom Aufstiegs-Spiel gegen den TV Wilstätt II

Mattias & Drago (Matthias Dragunsky) als Village People während einer Clubheim Party