Seit einem Jahr lebt Niklas Ruß (32) mittlerweile zusammen mit seiner Freundin im Hegau. Ihn hat es von Heidelberg in unsere Region verschlagen, wo er seither als Lehrer für Mathematik, Geografie und Sport am Gymnasium Engen arbeitet. Was bisher allerdings die Wenigsten wussten: Als Handballer hat Niklas eine Karriere vorzuweisen, von der man als Sportler nur träumen kann. Bereits als Achtzehnjähriger spielte er vier Jahre lang bei den Rhein-Neckar-Löwen in der Bundesliga und wechselte dann nach Leutershausen in die 2. Bundesliga. Auch beim HBW Balingen-Weilstetten gab Ruß für zwei Spielzeiten eine Stippvisite ab, bevor er dann bis zur vorletzten Saison erneut sechs Jahre lang Spielmacher, Sympathieträger und Kapitän der „Roten Teufel“ aus Leutershausen war. Seinen sportlichen Höhepunkt erlebte er sicherlich bei der U21-Weltmeisterschaft in Thessaloniki, als er unter Coach Martin Heuberger und mit den Kollegen Pekeler, Geppert, Dissinger und Sellin den Titel holte. In Leutershausen verabschiedete ihn das Publikum bei seinem letzten Heimspiel mit „Standing Ovations“.
Vom Profi-Handball ist Niklas mittlerweile weit weg. Trotzdem, ganz ohne Handball scheint es bei ihm doch nicht zu gehen. Letztes Jahr hatte er schon sporadisch beim TuS Steißlingen mittrainiert – für die kommende Saison hat er jetzt beim Oberliga-Absteiger komplett zugesagt.
Niklas, willkommen im Hegau, willkommen beim TuS.
Wie gefällt es Dir in Deiner neuen Heimat, am Gymnasium Engen und natürlich beim TuS?
Bisher bin ich sehr zufrieden, vor einem Jahr die Entscheidung hier her zu ziehen getroffen zu haben. Die Region ist toll, die Arbeit an meiner Schule macht mir unglaublich viel Spaß und beim TuS fühle mich ich jetzt schon sehr wohl. Man hat sofort gemerkt, dass in der Mannschaft ein großer Zusammenhalt herrscht und dass der TuS ein sehr familiärer Verein ist. Das gefällt mir hier sehr und ich freue mich auf die kommende Saison.
Was hatte für Dich den Ausschlag gegeben, Deine Handballschuhe in Steißlingen zu schnüren? Du sollst auch Anfragen von anderen Vereinen, u.a. auch von der HSG Konstanz erhalten haben.
Ich war bereits letzte Saison ab und zu im Training und mir war das Team und der Verein von Anfang an sehr sympathisch. Das Training hat mir viel Spaß gemacht. Außerdem habe ich bereits im Vorfeld von ehemaligen Handballkollegen viel Positives über den TuS gehört. Da war schnell klar, dass, wenn ich wieder mit dem Handball anfangen sollte, das beim TuS passieren wird.
Du bist ja von Deiner Vita her der renommierteste Spieler, den der TuS je hatte. Sind die Jungen in Ehrfurcht erstarrt? Wie wurdest Du denn im Team aufgenommen?
Nein, das sind sie Gott sei Dank nicht und das brauchen sie auch sicher nicht. Im Team wurde ich direkt sehr herzlich aufgenommen. Ich habe selten eine so offene Mannschaft gesehen, das hat mir richtig gut gefallen.
Du hast ja als Handballer viel erlebt, warst Bundesligaspieler und sogar Junioren-Weltmeister. Welche Motivation hast Du da noch, in der Südbadenliga aufzulaufen?
Meine Prioritäten haben sich in den letzten Jahren verschoben. Viele Jahre war für mich Handball der Lebensmittelpunkt, dem ich alles untergeordnet habe. Ich wollte immer das Maximale herausholen und so hoch wie möglich spielen. Jetzt habe ich einen tollen Job als Lehrer, der aber auch sehr aufwendig ist. Den Sport wie früher zu betreiben wäre zeitlich unmöglich. Daher habe ich mich zunächst dazu entschieden kürzer zu treten und schließlich komplett aufzuhören. Im letzten Jahr ohne Handball habe ich dann gemerkt, dass es doch etwas zu früh war die Schuhe komplett an den Nagel zu hängen, weswegen ich beim TuS wieder angefangen habe. Hier kann ich Handball auf gutem Niveau spielen, ohne mich beruflich oder privat groß einschränken zu müssen.
Wie schätzt Du die Mannschaft von der Spielstärke ein? Siehst Du Chancen, wieder gleich ganz oben mitzuspielen?
Unser Anspruch ist es natürlich als Absteiger wieder oben mitzuspielen. Ob wir das direkt schaffen, hängt allerdings auch von vielen anderen Faktoren ab, zum Beispiel von Verletzungen oder wie schnell wir uns an die Rolle in der neuen Liga gewöhnen. Wir haben einen guten ausgeglichenen Kader, mit dem viel möglich ist. Ich bin sehr optimistisch für die kommende Saison.
Welche Ziele und Erwartungen hast Du an Dich selbst und welche Rolle willst Du im Team spielen?
Wichtig ist, dass ich nach dem Jahr Pause körperlich wieder fit werde und mich entsprechend auch wieder an die Belastungen im Handball gewöhne. Ansonsten hoffe ich durch meine Erfahrung dem Team und vor allem den jungen Spielern weiterhelfen zu können.
Was wünschst Du Dir persönlich für die kommende Saison?
Vor allem verletzungsfrei bleiben und dass wir als Mannschaft eine erfolgreiche Saison spielen.
Herzlichen Dank, Niklas, und viel Erfolg!