SOMMERPAUSEN-TALK VOL. 12 MIT MARKUS OSTERMAIER

Der Sommerpausentalk mit Markus Ostermaier wurde von Timo Simmen – Manager Jugend des TuS Steißlingen Abt. Handball – durchgeführt.

NameMarkus Ostermaier
SpitznameOsti
WohnohrtStockholm (Schweden)
Jahre beim TuS1986-2001
Ehem. Rückennummer18

Hallo Markus, schön von dir zu hören. Du warst gerade 2 Wochen im Lande mit Kind und Kegel. Kommst du gerne «nach Hause» ?

Natürlich ist es schön wieder in die alte Heimat zu kommen wo alles begonnen hat und an die man noch sehr schöne und prägende Erinnerungen hat. Wir haben unsere (Familien)wurzeln nie aufgegeben und daher ist es für uns selbstverständlich, dass wir wenn immer es möglich ist uns sehen und daher auch mindestens 2 mal pro Jahr in Steißlingen vorbei schauen. Neben Familie sind es noch viele Freunde die wir gerne wiedersehen. Es ist schön zu spüren, dass diese Art von Freundschaften über all die Jahre nie abgebrochen sind und für uns noch sehr viel bedeuten.

Abschiedswort im “Attacke” von Timo Simmen – Saison 2000/2001

 

Du hast deinen «Expat» Vertrag  erfüllt und hast nun eine Stelle als stellvertretender Geschäftsleiter bei Audi Schweden angetreten, heisst das du bleibst in Skandinavien?

Es stimmt, dass es uns aktuell nach etwas mehr als 4 Jahren in Schweden sehr gut gefällt und wir nun so richtig „angekommen“ sind. Beide Kinder, Lea und Mia gehen in den schwedischen Kindergarten und wachsen 2 sprachig auf. Und auch bei Katrin, meiner Frau und mir klappt es in der Zwischenzeit schon sehr gut, dass wir uns in allen Lebenslagen gut auf schwedisch verständigen können.

 

Markus mit Frau Katrin und den beiden Töchtern Lea und Mia

Ich habe jedoch in meinem Leben auch gelernt, dass man niemals nie sagen sollte. Daher wissen wir aktuell noch nicht was die Zukunft noch alles bringen wird.

Erklär uns mal, was und warum macht Schweden vieles anders im Umgang mit Corona, hat das was mit der Kultur zu tun…?

Das ist eine schwierige und komplexe Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Ich glaube im ersten Schritt sind die Voraussetzungen wenn man Schweden und Deutschland vergleicht sehr verschieden. Schweden’s Grundfläche ist ca 30% grösser als Deutschland und im selben Atemzug leben hier „nur“ 10 Mio Menschen. Außer den Großstädten Stockholm, Göteborg und Malmö gibt es faktisch keine richtige Grosstadt mit mehr als 150.000 Einwohner. Das führt zwangsläufig dazu, dass Menschen nicht so dicht aufeinander leben und damit dem Virus mit Sicherheit weniger stark ausgesetzt sind.

Im 2. Schritt gibt es wie Du in deiner Frage schon anführst kulturelle Unterschiede zwischen beiden Ländern wo vor allem in Schweden deutlich weniger mit „Verboten“ und Richtlinien, an die man sich halten sollte, gearbeitet wird. Stattdessen ist die Gesellschaft gewohnt, Empfehlungen zu folgen und Rücksicht zu nehmen. Wir erleben daher im täglichen Umgang keine großen Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden wie die Menschen sich nun während der Corona Pandemie verhalten.

 

 

Markus ziert das Attacke Front-Cover in der Saison 200/2001

 

Jetzt mal zum Handball – vermisst du den TuS ? Zu deiner aktiven Zeit warst ja immer voll dabei…

Das Leben hat ja ganz bestimmte Phasen die wir durchleben. Nach der aktiven „wilden“ Zeit wo der TuS meine 2. Familie war, bin ich jetzt in einer Phase wo mit Sicherheit das Familienleben mit 2 kleinen Töchtern (Lea ist 4 Jahre alt und Mia 1,5 Jahre) im Vordergrund steht. Das ist schön so und ich vermisse daher aktuell nichts.

Aber natürlich denkt man gerne zurück an die wunderbaren Momente und Erinnerungen mit der TuS Familie die mich schon stark geprägt haben und freut sich wenn man alte Gesichter wieder sieht um in den Erinnerungen zu schwelgen. Es wäre natürlich klasse wenn wir unsere Kinder auch für einen Mannschaftssport begeistern könnten da ich überzeugt bin, dass dies ein wertvoller Beitrag in der Persönlichkeitsentwicklung ist.

 

Markus im Dress des TuS

 

Ich habe dich bereits in der C Jugend für eine Jahr trainieren dürfen, wie bist du zum Handball gekommen ?

Das ist eine gute Frage…aber wenn ich mich richtig erinnere, so war das über meinen damaligen Freund Ralph Neumeister dessen Vater im TuS aktiv war und er meinte, dass ich doch mal mit zum „Schnuppertraining“ in die Seeblickhalle mitkommen sollte. Gesagt getan – und seit dieser Zeit (1985) hab ich dann für den TuS gespielt.

Markus (7) in der Jugend mit Head-Coach Koni Maier (Sommerpausen-Talk Vol. 4)

 

Kannst du dich noch an das Tor gegen Ehingen erinnern ? Erzähl doch mal und vergiss nicht mich bitte zu erwähnen…

Auch wenn das ganze nun bereits mehr als 20 Jahre d.h. eine halbe Ewigkeit zurück liegt, so sind die Erinnerungen schon noch sehr präsent. Nicht nur, dass ich die Chance bekam in der sprichwörtlich letzten Sekunde das Siegtor zur erzielen, sondern vor allem die Jubelstürme danach bleiben für immer im Gedächtnis. Und dabei ging dann auch Timo’s neuer feiner Zwirn drauf als er in Fussballer Manier auf beiden Knien rutschend und ohne jegliche Rücksicht auf Verluste einer der ersten sein wollte die seinen Freudengefühlen freien Lauf lassen wollte.

Markus begraben von der Steißlinger “1-Mann-Jubeltraube” Timo Simmen

 

Wer waren deine Wegbegleiter und mit wem hast du dich besonders gut Verstanden ?

Die TuS Zeit hat meine Kindheit und mein Erwachsen werden geprägt. Daher gibt es mit Sicherheit viele Förderer denen ich Danke sagen möchte für unvergessliche Momente und Erinnerungen. Es sind aus der Zeit auch viele Freundschaften entstanden, die zum Teil noch bis heute bestehen. Leider bleibt auch dafür etwas zu wenig Zeit diese zu pflegen, doch zu einem Steißlingen Besuch gehört obligatorisch, dass wir sowohl bei Achim Riedle und seiner Familie und bei Euch Timo auf einen Abend vorbeischauen. Auch wenn sich die Gesprächsthemen etwas geändert haben in der Zwischenzeit so fühlt es sich noch gleich vertraut wie vor 20 Jahren. In der Hoffnung, dass diese Freundschaften noch lange weiterbestehen freue ich mich auf noch viele Wiedersehen.

 

 

Markus mit Achim Riedle (Sommerpausen-Talk Vol. 6) und Matthias “Drago” Dragunsky

 

Was hast du aus der TuS Zeit für deine berufliche Karriere mitnehmen können ?

Ich hatte das Privileg beim TuS bereits in jungen Jahren neben meiner Zeit als Aktiver, bereits als Trainer zu arbeiten. Diese Erfahrung, dass Erfolg nur im Team möglich ist und dass ein Team dann erfolgreich ist wenn man Potentiale erkennt, diese gezielt einsetzt und fördert prägt meine berufliche Zeit bis heute. Wer langfristig Erfolg möchte muss sich in einem Team unterordnen können, seinen Platz finden und als Vorbild vorangehen. Viele von Euch, die diese Zeilen nun lesen werden mit Sicherheit mit mir übereinstimmen, dass ein Mannschaftssport (und natürlich vor allem Handball beim TuS [Markus schmunzelt]) eine wunderbare Möglichkeit ist diese Werte und Tugenden auf eine ganz natürliche Art vermittelt zu bekommen, die dann im späteren Leben eine so große Rolle spielen können.

 

 

Markus engagierte sich früh als Jugendtreiner beim TuS…

 

 

… hier zusammen mit Trainer-Kollege Jochen Wendel

Interessierst du dich noch für das Geschehen rund um den Steisslinger Handball ?

Leider nicht mehr so aktiv wie noch vor einigen Jahren, aber die Tabelle und Ergebnisse stehen schon noch auf meiner Online Checkliste am Montag morgen nach den Spieltagen.

 

Wie würde dein Steisslinger Handball Allstar Team aussehen ? Von links nach rechts … ?

Da ich wenn ich ehrlich bin das Handballgeschehen in Steisslingen in den letzten Jahren nicht mehr so intensiv verfolgt habe wie noch kurz nach meiner aktiven Zeit in Steisslingen, ist mein All Star Team mehr ein Senioren Team das seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat.

  • LA: Andi Rohrbeck
  • RL: Achim Riedle (Sommer-Pausen Talk Vol. 6)
  • RM: Tobi Fehringer (Sommer-Pausen Talk Vol. 11)
  • RR: Alex Stehle (Sommer-Pausen Talk Vol. 3)
  • RA: muss ich passen, einen richtigen Knipser hatten wir zu der damaligen Zeit nicht in unseren Reihen
  • KL: Matthias “Drago” Dragunky
  • Tor: Stefan “Schlappi” Schaffner (Sommer-Pausen Talk Vol. 2)

Hier finden sich einige Spieler seiner persönlichen Wunsch-7

 

Von Steißlingen, nach München über Irland, Spanien nach Ingolstadt und  Schweden .. zwischenzeitlich sprichst du 5 Sprachen richtig ? Wie kam es dazu, erzähle mal.

Also erst mal bin ich nicht aussergwöhnlich sprachbegabt, aber natürlich hatte ich immer zum Ziel egal wo ich im Ausland auch gewesen bin, dass ich mehr über die Menschen und die Kultur verstehen möchte. Dann fällt es im nächsten Schritt nicht so schwer sich abends hinzusetzen und Vokabeln und Grammatik zu pauken.

Aber auch das geht mit der Zeit nicht mehr so einfach von der Hand…so haben wir in Schweden wo wir aktuell leben schon etwas länger gebraucht bis wir uns gut im Privatleben und auch bei der Arbeit auf Schwedisch verständigen konnten.

Damals wurde mit Sicherheit auf Deutsch kommuniziert 😉
Achim Riedle (links), Matthias “Drago” Dragunsky (mitte) und Jörg Eisele (rechts)

 

In der Zwischenzeit bis du glücklich verheiratet mit Katrin und stolzer Vater von zwei Töchtern… wie bringst du Familie und Beruf unter einen Hut ?

Das ist ganz einfach: in dem man sich Prioritäten setzt und sich klar macht, dass man nicht mehr auf „allen Hochzeiten“ gleichzeitig tanzen kann. Die Familie hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert und wir geniessen es so viel Zeit wie möglich gemeinsam zu verbringen.

Markus als “Wadenbeißer” gegen die großgewachsenen Rückraumspieler in der Abwehr

 

Du bist ja auch ein äusserts talentierter Langstreckenläufer und auch Radfahrer. Was waren deine Highlights in diesen Disziplinen ?

Das stimmt, vor allem das Laufen ist meine Passion das für mich bis heute wie eine Art Abschaltventil wirkt und auch einen meditativen Charakter hat. Auch wenn die Zeiten von Marathonläufen mit 2 Stunden 40 Minuten als meiner Bestzeit schon etwas vorbei sind, so kitzelt und gribbelt es noch immer wenn ich am Start von Wettkämpfen stehe. An seine Grenzen zu gehen, über sich hinauswachsen sind noch immer Eigenschaften die mich antreiben und die mich motivieren.

Markus “posiert” im Steißlinger Mindlestal bei untergehender Sonne

 

Sehen wir dich mal wieder im Mindlestal? Mit wem hast du noch regelmässig Kontakt ?

Das ist eine gute Frage. Wir hoffen natürlich, dass wir über die Jahreswende nach Deutschland fliegen können. Wenn das alles klappt und der Spielkalender es zulässt dann freue ich mich viele bekannte Gesichter wieder zu sehen.

Markus mit Interview-Partner Timo Simmen

 

Lieber Markus herzlichen Dank für das tolle Interview !

David und Goliath?!
Markus auf dem Schoß von Martin “Mahoni” Honold

 

 

Weihnachtsgrüße der Herren I

 

 

“Matchwinner Ostermaier “
Auf dem Bild zu sehen ist Achim Riedle

 

“Meine Jungs und ich beim Mannschaftsausflug”

 

Damals noch ein absolutes Handball-Hegau-Highlight: das Derby Steißlingen gegen Ehingen