Handballspektakel in Steißlingen!

Noch sind fünf Sekunden zu spielen als der Schiedsrichter pfeift. Strafwurf für den TSV Wolfschlugen… Der TuS Steißlingen führt zu diesem Zeitpunkt mit 29:28. Steißlingens Torhütertrainer Leon Sieck reagiert und wechselt Michaela Maier in die Partie ein. Im intensiven Videostudium hatte das Steißlinger Trainerteam registriert, dass die etatmäßige Schützin des Gegners meist nach rechts unten wirft. Die erst 18-jährige Kim Prengel steht bereit; der Schiedsrichter pfeift. Der Wurf geht in die rechte untere Ecke. Michaela

Noch sind fünf Sekunden zu spielen als der Schiedsrichter pfeift. Strafwurf für den TSV Wolfschlugen…

Der TuS Steißlingen führt zu diesem Zeitpunkt mit 29:28. Steißlingens Torhütertrainer Leon Sieck reagiert und wechselt Michaela Maier in die Partie ein. Im intensiven Videostudium hatte das Steißlinger Trainerteam registriert, dass die etatmäßige Schützin des Gegners meist nach rechts unten wirft. Die erst 18-jährige Kim Prengel steht bereit; der Schiedsrichter pfeift. Der Wurf geht in die rechte untere Ecke. Michaela Maier reagiert prächtig und wehrt den Ball ab. Der Rest ist grenzenloser Jubel. Der TuS Steißlingen siegt in einer hochklassigen Partie und darf den Traum vom Aufstieg weiterträumen.

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Über weite Strecken des Spiels lag der TuS gegen die Mannschaft aus Wolfschlugen hinten. In der Anfangsphase war dem Steißlinger Team die Nervosität deutlich anzumerken. Gegen die aggressive und aufmerksame Abwehr der Gäste versuchte die Heimmannschaft viel zu oft die Kreisspielerin in Wurfposition zu bringen. Die sich daraus ergebenden Ballverluste nutzte der TSV Wolfschlugen zu relativ einfachen Toren.

TuS-Trainer Sascha Spoo nahm schon nach acht Spielminuten seine erste Auszeit, um einige Umstellungen in der Abwehr vorzunehmen. Trotzdem baute der Gast seine Führung über 4:9 bis zum 6:10 weiter aus. Erst danach fand der TuS Steißlingen langsam ins Spiel und erspielte sich einige Chancen, die von Elena Rimmele, Desire Kolasinac und der erneut unwiderstehlichen Sarina Müller genutzt wurden. Steißlingen verkürzte in dieser Phase auf 8:11 und 10:12, ehe beim 12:12 endlich der Ausgleich hergestellt wurde. In der 27. Spielminute gelang mit dem 14:13 sogar die erste Führung. Dieser knappe Vorsprung wurde dann bis zur Halbzeitsirene gehalten. Mit 15:14 gingen beide Teams in die Kabine.

Bis dahin hatten die ca. 400 Zuschauer ein spannendes Handballspiel gesehen. Während sich die Heimmannschaft auf dem Platz ein knappes Polster erarbeiten konnte, war die Sache auf den Zuschauerrängen sehr viel eindeutiger. Die 100 mitgereisten Fans des TSV Wolfschlugen hatten die Halle fest in der Hand. Ein solches Spektakel hatten die Steißlinger Zuschauer noch nicht erlebt. Die komplett in rot gekleideten TSV-Anhänger erlebten das Spiel fast nur stehend und feuerten ihre Mannschaft über die gesamten sechzig Minuten ununterbrochen an.

Es spricht für die Moral der Steißlinger Damen, dass sie sich von dieser Atmosphäre nicht einschüchtern ließen und auch nach der Pause gut dagegenhielten. Trotzdem gehörten die ersten Minuten nach Wiederanpfiff dem TSV Wolfschlugen. Durch drei Treffer in Folge wechselte die Führung auf 15:17.  Das gleiche Kunststück gelang dann aber auch den TuS-Damen und so wogte das Spiel hin und her. Auch als Desire Kolasinac mit einer Kopfverletzung ausscheiden musste, konnte das den TuS Steißlingen nur kurz schocken. TuS-Torhüterin Debbie D`Arca steigerte sich in dieser Phase und hielt etliche wichtige Bälle. Auf der anderen Seite zeigte Rebecca Maier die beste Offensivleistung seit langer Zeit und traf mit fast jedem Versuch. Und natürlich war es auch wieder Sarina Müller, die ein ums andere Mal spektakuläre Treffer erzielte. Ein besonderes Lob verdiente sich auch Corinna Martin, die vielleicht ihre beste Leistung im TuS-Trikot bot.

Beim 22:24 konnte Wolfschlugen zum letzten Mal in Führung gehen. Ein 4-Tore-Lauf brachte dann die Heimmannschaft selbst mit 26:24 in Front. Als zwei Minuten vor dem Ende eine 29:26-Führung von der Anzeigetafel leuchtete, wähnten sich die TuS-Anhänger schon als sichere Sieger. Der TSV Wolfschlugen hielt aber im Stile einer Klassemannschaft weiter dagegen und versuchte mit einer siebten Feldspielerin zum Erfolg zu kommen. Als der letzte Steißlinger Torwurf über den Wolfschlugener Kasten flog und der Gast noch einen allerletzten Angriffsversuch startete, kam es zum eingangs erwähnten Strafwurf, den Michaela Maier zum Glück entschärfte.

Mit diesem glücklichen aber im Endeffekt verdienten Sieg hat es der TuS Steißlingen weiter selbst in der Hand, die Qualifikation für die Oberliga Baden-Württemberg zu erreichen. Freilich muss man dazu am nächsten Donnerstag bei der TSG Ketsch II zumindest ein Unentschieden erreichen. Beim TuS geht man wohl zu Recht davon aus, dass die Badener mit Sicherheit die eine oder andere Drittligaspielerin einsetzen werden. Wenn die Steißlingerinnen die Euphorie über diesen Sieg in einem wirklich hochklassigen Spiel mitnehmen können, ist aber alles möglich. Der Steißlinger Fanbus wird jedenfalls gut gefüllt um 11:00 Uhr an der Mindlestalhalle abfahren.

Es spielten:

Michaela Maier (Tor), Deborah D`Arca (Tor), Lena Störr, Julia Raitbaur, Sarina Müller (14/3), Susanne Emminger, Patricia Frölich, Saskia Ammann (1), Kerstin Lang, Rebecca Maier (6), Hannah Dierberger, Elena Rimmele (4), Corinna Martin (1), Desire Kolasinac (3).